- simon4617
- 25. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Libellen – Kleinodien in unseren Gewässern
Öffentlicher Vortrag, Donnerstag 21. August 2025, TZM
Referent Simon Wildermuth

Der Donnerstagabend wird für die Besuchenden zum Erlebnis der besonderen Art: Ein Meister führt Regie, überzeugt mit seiner Artenkenntnis, versteht den Spannungsbogen während über einer Stunde perfekt zu schlagen und wartet mit einer Pointe zum Schluss auf, die auf uns alle das Glück der Agierenden überträgt! Der Libellenvortrag, eine Premiere für Simon, gelingt perfekt.
Aber beginnen wir vorne und es ist mir nur ansatzweise möglich, über die spannende Zeit im TZM zu berichten!
Versteinerungen von Urlibellen beweisen es: Es gibt diese Akrobaten der Luft schon seit etwa 300 Millionen Jahren, die ersten waren bis zu 70 cm gross! Von den heute weltweit mehr als 6000 Arten leben in der Schweiz etwa 80.
Kleinlibellen sind schlank, ihre Augen stehen weit auseinander. Sie fliegen langsam flatternd. Grosslibellen sind kräftig gebaut, haben die Augen meist aneinander und sie fliegen reissend schnell.
Wir bekommen die wunderbarsten Bilder gezeigt: Die Tiere sind an Ästhetik, Farbenpracht und Grazilität nicht zu überbieten. Gerne würde man bei jedem Bild verweilen!
Grosslibelle (Sonnenzeiger), Kleinlibelle (Binsenjungfer), Plattbauch (Männchen), Grosse Moosjungfer, Grosses Granatauge, Blauflügel Prachtlibelle
Spannend wird’s bei der Betrachtung des Lebenszyklus. Die Libelle entwickelt sich im Wasser vom Ei zur Larve. Nach mehreren Häutungen klettert sie aus dem Wasser, schlüpft aus der Haut und heben nach kurzer Zeit zum Flug ab. Die Entwicklung im Wasser kann je nach Art Jahre dauern. Maximal 3 bis 4 Monate währt die Flugzeit. In dieser Zeitspanne erfolgen die Fortpflanzung und Verbreitung. Jetzt sind sie dank ihren Flugkünsten erfolgreiche Jäger. Sie beherrschen alles in der Luft: vorwärts-, rückwärts-, auf- und abfliegen mit Drehungen und Wendungen. Eine Libelle kann eine Mücke aus einem Schwarm heraus fokussieren und diese dann zielgenau ansteuern und erbeuten. Die Ausprägung ihres Augenapparats ermöglicht diese unglaubliche Leistung!
Selbst während der Paarung (als Paarungsraad) sind sie noch flugfähig. Die Eiablage erfolgt ins Wasser: Sie setzen die Eier entweder behutsam einzeln ins Wasser oder werfen sie aus der Luft ab. Das macht das Weibchen zum Teil allein oder sie bleiben dabei im Tandemflug gekoppelt.
Grosslibellenmännchen fallen ihre Weibchen an, schleppen sie buchstäblich ab. Ob es aber zur Paarung kommt, entscheidet das Weibchen.
Plattbauch (Weibchen Eiablage im Flug), Paarungsraad (Azurjungfer), Eiablage (Grosse Königslibelle)
Zu den natürlichen Feinden zählen Vögel wie Bachstelze, Baumfalke, Blässhuhn und Zwergtaucher. Der Eisvogel frisst auch Grosslibellenlarven. Dank der unglaublich kurzen Reaktionszeit sind Libellen aber nicht leicht zu erbeutende Tiere.
Die wunderbarsten, messerscharfen und selbst geschossenen Bilder belegen immer wieder die Aussagen des Referenten. Die rund 120 Zuhörer kommen aus dem Staunen nicht heraus.
Bilder beweisen auch, dass Vater und Sohn Wildermuth auf vielen zum Teil strapaziösen Erkundungen nach Arten suchten, die ihnen auf ihrer Liste noch fehlten.
So machten sich Vater und Sohn letzten Sommer auf die Suche nach einem ganz speziellen Exemplar: einer Polar-Smaragdlibelle. Details unterscheiden sie von der Alpensmaragdlibelle. Sie stapften oberhalb des Polarkreises, in der Tundra und Taiga Norwegens, direkt an der Grenze zu Russland, von Tümpel zu Tümpel im seichten Wasser, ausgerüstet mit Kamera, Fangnetz und Lupe. Eine Woche war dafür geplant und die Tage vergingen erfolglos. Doch das Gute kam zum Schluss: Ein letzter Wisch mit dem Netz und drin war sie, was sich auch nach genauem untersuchen bestätigte: die Polar-Smaragdlibelle. Das Fangen der Libellen wird nur selten verwendet für die genaue Artenbestimmung, danach wird das Tier wieder freigelassen. Im Saal gibt es Szenenapplaus, wir teilen das Glück der Tüchtigen und wissen jetzt: die Polar-Smaragdlibelle zeichnet sich durch nur eine Querader zwischen Flügeldreieck und -basis aus und ihre oberen Anhänge beim Abdomenende sind scharf abgewinkelt mit hakenförmiger Spitze!
Es versteht sich von selbst, dass solche Details den Spezialisten vorenthalten sind.
Frühe Heidelibelle, Blutrote Heidelibelle, Gebänderte Heidelibelle, Sumpf-Heidelibelle, Schwarze Heidelibelle, Alpen-Smaragdlibelle
Uns Anwesenden bleiben die Vielfalt, Schönheit, Farbenpracht und Artenbesonderheit, die wir in fantastischen Bildern und durch spannende Erzählungen präsentiert bekommen, in bester Erinnerung.
Dass einige am darauffolgenden Samstag bei der Exkursion auch noch die Möglichkeit erhalten zu sehen, wie eine Libelle zur genauen Artbestimmung gesucht, gefangen und untersucht wird, krönt das Thema im Felde wunderbar!
Die Libellen brauchen unseren Schutz, der nur wirkungsvoll sein kann, wenn wir ihre Lebensräume nicht weiter zerstören, sondern sorgfältig pflegen!
Vielen Dank an den Referenten und die vielen Besuchenden, die sich diesen Abend und den Samstag reserviert haben.
August 2025, Joe Bischof
Referent Simon Wildermuth in Aktion (Vortrag und an der Exkursion)









































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